Kartäuser Orden

Wer sind die Kartäuser?
Im Mittelalter gab es zwei Orden, die von Deutschen gegründet wurden:

 1.  Der Prämonstratenser Orden durch Norbert von Xanten, Kanoniker des kurkölnischen Stiftes.
 2.  Der Kartäuser Orden durch Bruno von Köln.

Bruno wurde 1030 in Köln geboren und entstammte einer Patrizierfamilie, vermutlich von derer von Hartenfaust. seine Eltern waren tiefgläubig und die religiöse Atmosphäre in dem damaligen Köln ("Sancta Colonia")  prägte seine Kindheit. In der Stiftsschule von St. Kunibert erhielt er die erste Bildung und schon in jungen Jahren ging er nach Reims an die Kathedralschule zum Studium der humanistischen Fächer Philosophie und Theologie. Nach erfolgreichem Abschluss wurde er zum Domscholaster in Reims bestellt. Er unterrichtete die angehenden Kleriker und bereitete sie auf den geistlichen Beruf vor. Diese Tätigkeit dürfte ca. 20 Jahre gedauert haben. Zu seinen Schülern zählte u.a. Odo von Chatillon, der spätere Papst Urban II. (1088 - 1099).

Brunos erfolgreiche Tätigkeit veranlasste den Erzbischof Manasse von Reims ihn zum Kanzler zu ernennen. Bei der neuen Tätigkeit erkannte Bruno jedoch die Skrupellosigkeit und die unlauteren Machenschaften des Erzbischofs. Es kam zu dramatischen Auseinandersetzungen, die mit seiner Flucht aus Reims endete. Dem Erzbischof gelang es immer wieder, dass selbst Papst Gregor VII. die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entkräftete. Später bei der Aufdeckung neuer Tatsachen sah sich der Papst jedoch gezwungen den Erzbischof abzusetzen. Daraufhin versuchte das Domkapitel Bruno als Nachfolger zu gewinnen.

Bruno lehnte ab und fasste den Entschluss  ein eremitisches Leben zu führen. In der Waldgegend von Seche - Fontaine wollte er mit gleich Gesinnten ein bußfertiges Leben beginnen. Es war allerdings eine unter vielen Eremitagen welche damals im Wald von Fiel, ca. 40 km südöstlich von Troyes und 8 km von Molesme entfernt stand. Das Gebiet gehörte zum Kloster Molesme und das sich abzeichnende zönobitische Mönchsleben im Priorat von Molesme war nicht Brunos Lebensziel. Und er verließ schon bald den Ort. Von Molesme aus gründete später ( 1098 ) der hl. Robert das Kloster Citeaux, von dem der Zisterzienser Orden seine Ausbreitung fand. Kartäuser und Zisterzienser fühlten sich seither besonders verbunden.

Bruno war weiter gezogen und wir treffen ihn 1084 erneut mit gleich Gesinnten bei dem Bischof und späteren heiligen Hugo von Grenoble. Dieser half und wies ihnen in den französischen Alpen der Dauphine am Fuße des Gebirgsmassivs, fern jeglicher Ansiedlung, eine Einöde (die "Chatreuse") zu. Guigo, der vierte Nachfolger Brunos im Priorat der Hauptkartause schreibt dazu :

Magister Bruno erschien eines Tages mit einigen Gefährten beim Bischof Hugo :
Dem Magister Landuin, der später zweiter Prior der Kartause wurde.
Zwei Männer namens Stephan, der eine von Bourges der andere von Die. Sie waren
Kanoniker im Kloster des hl. Rufus in Avignon.
Hugo, den sie den Kaplan nannten, weil er der Einzige war der das Priesteramt versah.
Und zwei Laien "Conversi" genannt, Andreas und Guarinus.

Sie suchten seit Langem einen tauglichen Ort für ein Einsiedlerleben und hofften auf den Rat des hl. Mannes. Der Bischof war freundlich, bewirtete und beriet sie in ihrem Vorhaben und zeigte großes Interesse. Er hatte nämlich einen Traum gehabt :

Der Allmächtige erbaute sich selbst in einer wüsten, unweit von Grenoble gelegenen Gegend, einen Tempel. Hugo hatte im Traum sieben Sterne erblickt, die ihn zu diesem Ort den Weg zeigten. Hugo deutete nun die sieben Sterne als die sieben Männer, die dem Einsiedlertum zustrebten. Die Weltkugel mit Kreuz, an der Spitze von sieben Sternen umgeben, das war das Wappen der ersten Kartause und wurde später für den gesamten Orden übernommen.

Auf Hugos Anraten zog Bruno mit seinen Gefährten im Juni 1084 in die Einöde der "Chatreuse". Dieser wild, von überhängenden Felsen und steil abstürzenden Abgründen umgebenden Ort sollte die Wiege des Kartäuser Ordens werden. Aus dem Holz des Waldes zimmerten sie sich kleine dürftige Zellen, die durch gleichmäßige Zwischenräume voneinander getrennt waren, in denen sie zunächst zu zweien lebten. In ihrer Mitte erbauten sie eine kleine bescheidene Kirche.

Das Besondere an Brunos Gründung war die Verbindung zwischen dem alten Eremitentum und westlichem Zönobitentum. Bruno hatte scheinbar keine Priesterweihe, was aber in jener Zeit nichts Besonderes war. Es gab Regularkanoniker und weltliche Kanoniker. Selbst Papst Urban II., einer der ehemaligen Schüler Brunos wurde erst acht Tage nach der Papstwahl (22.02.1088) am 02.03.1088 zum Priester geweiht.

Schon sechs Jahre nach Gründung der jungen Klostergemeinschaft wurde Bruno am Anfang 1090 vom Papst Urban II., der ihn in Reims schätzen gelernt hatte, als Berater an den päpstlichen Stuhl berufen. So schwer ihm auch der Abschied vom Leben in der Einöde fiel und wie groß die Sorge um die Mitbrüder war (sie wollten die Gemeinschaft ohne ihn beinahe auflösen), die Pflicht gegenüber dem Oberhaupt der Kirche zwang ihn nach Rom zu gehen.

Der Papst brauchte Bruno für wichtige Aufgaben. Auf den Reisen mit dem Papst, die ihn bis nach Süditalien führten, schenkte ihm Roger, der Herzog von Apulien einen einsamen Ort namens La Torre. Hier in Kalabrien gründete Bruno 1091 eine neue Klostergemeinschaft „Maria dell` Eremo“. An der Nahtstelle der West- und Ostkirche zum Islam und als lateinische Kirche vom Normannenfürsten Roger  beschützt, sollte das Kloster ein Bollwerk christlichen Wirkens werden.

Bruno lebte und arbeitete noch einige Jahre in La Torre und verstarb am 6. Oktober 1101. seine Gefährten in der Chatreuse konnte er scheinbar nicht mehr wieder sehen. Nur der selige Landiun, sein Vertreter und Nachfolger besuchte ihn 1100 noch einmal in Kalabrien. In Italien erkrankt, starb Landuin auf der Rückreise in der Nähe Roms. Ein Laienmönch (Conversi) der ihn begleitete, kam allein zurück in die Chatreuse, er berichtete von den Ereignissen und übergab Brunos Botschaft an die Mönche. Erst nach Brunos Heiligsprechung im Jahre 1514 wurde der Sarg von La Torre in die Chatreuse, dem Hauptort der Kartäuser, überführt.

Es gab zunächst keine geschriebene Ordensregel, erst 1127 zeichnete der 5. Prior Guigo I. die Gebräuche in 80 Kapiteln auf und 1140 wurden diese Consuetudines (Gebräuche) von allen bestehenden Kartausen übernommen. Die Consuetudines von Guigo blieben die Grundlagen der Ordensverfassung. Dazu kamen drei Sammlungen von Beschlüssen und Verordnungen (Statuta) der Generalkapitel.

2.       Statuta nova      1529 – 1367

1.       Statuta antiqua bis 1529

3.       Tetia compitatio Statuorum   1367 – 1509

Der Kartäuser Orden wurde nie reformiert !

1510 wurde die gesamte Sammlung (Consuetudines et Statuta) erstmals gedruckt. Eine Neuauflage wurde 1582 notwendig. An dieser „Nova collectio Statutorum“ wurden 1681 keine Änderungen vorgenommen, sie wurden 1688 endgültig von Papst Innozenz XI. approbiert. Erst 1924 erfolgte die letzte Approbation der Statuten nach CIC durch Papst Pius XI.

Die wenigen noch erhaltenen handgeschriebenen, aber auch die später gedruckten Exemplare der Consuetudines müssen aufmerksam durchgelesen werden, will man Aufschlüsse über die Entwicklung vom Ordensleben der Kartäuser und der Bauweise ihrer Klöster erhalten. Die Ordensmitglieder werden unterteilt nach :

1.       Religiösen  (Mönchen, Patres)

2.       Laienbrüder und diese wieder in :

a.)    Konversen  (mit Gelübde)

b.)    Donaten      (ohne Gelübde)

Die Mitglieder der Ordensgemeinschaft lebten zwar in einem ummauerten Gelände, jedoch immer noch ganz voneinander getrennt und unabhängig. Die Bauform dieser ersten Anlagen war die so genannte Laura. Bei dieser Art Klosteranlage befanden sich in der Mitte eines Innenhofes die gemeinschaftlichen Bauten, die Kirche (Katholikon), der gemeinsame Speisesaal, der Brunnen und manchmal noch einige Kapellen. Rundherum an die Mauer angelehnt befanden sich die einzelnen Zellen als Eremitenwohnungen aneinander gereiht. Nach diesem Muster wurde auch das erste Kloster auf dem heiligen Berg Athos in Griechenland gebaut.

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